Cisterscapes – Cistercian landscapes connecting Europe
Klöster und ihr Wirken neu im Blick: Der Orden der Zisterzienser hat seit dem Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert Spuren in den Landschaften hinterlassen. Von Burgund aus ließen sich die Zisterzienser in ganz Europa nieder, errichteten Klöster in der Einsamkeit sumpfiger Täler, kultivierten und besiedelten Land. Die Klosterlandschaften weisen noch heute viele Merkmale auf, die an die Prägung durch die Mönche erinnern.
Am 1. November 2019 startete das transnationale LEADER-Kooperationsprojekt mit 18 Klosterlandschaften in sechs europäischen Ländern. Der Landkreis Bamberg als Träger und transnationaler Koordinator möchte im Verbund mit den Projektpartnern das „Europäische Kulturerbe-Siegel“ (EKS) für zisterziensische Klosterlandschaften beantragen.
Unsere Partnerstätten: Cîteaux (F), Altenberg, Bronnbach, Ebrach, Langheim, Loccum, Maulbronn, Schulpforte, Waldsassen (D), Wagrowiec (PL), Plasy, Velehrad, Vyssi Brod, Zd’ar nad Sazavou (CZ), Rein, Zwettl (A), Kostanjevica, Sticna (SI).
LEADER TNC „Cisterscapes – Cistercian landscapes connecting Europe“
Zisterziensische Klosterlandschaften zeugen noch heute von der Beteiligung des bedeutendsten mittelalterlichen Ordens an der Werdung Europas. Die europaweit einheitliche Siedlungsweise und Landschaftsnutzung der Zisterzienser soll europäisches Kulturerbe werden. „Mit dem ‚Weg der Zisterzienser‘ lassen wir dieses Kulturerbe lebendig werden,“ schwärmt der Bamberger Landrat Johann Kalb, der in diesem Projekt auch die Möglichkeit sieht, regionale Produkte und den Tourismus zu fördern. Noch heute besonders interessant sind die „Außenstationen“ der Klöster in der Landschaft, die sogenannten Grangien, die als hochspezialisierte Produktionsstätten in Eigenbetrieb nicht nur das Kloster versorgten, sondern mit ihren Überschüssen für Handelsware wie Wein, Getreide, Holz oder Obst sorgten. Im Barock wurden sie häufig zu stattlichen Amtssitzen des Klosters ausgebaut. Der „Weg der Zisterzienser“ soll dieses oft unbekannte, versteckte Erbe erwanderbar machen. Auf den Spuren der Handels- und Reiserouten durchquert der „Weg der Zisterzienser“ Europa und folgt nicht nur der Tradition der Äbte auf dem beschwerlichen Weg nach Cîteaux, sondern zeigt auch die Verbindungen der Klöster untereinander auf. Die Zisterzienser legten so ein Netz von Klöstern, Wirtschafts- und Stadthöfen und Wegen über Europa - ein Netz, das zur Transportstrecke von Spiritualität und Kunst, aber vor allem von technischen und landwirtschaftlichen Innovationen wurde.
Am 23. November 2021 wurde bei Staatsminister Bernd Sibler die transnationale Bewerbung eingereicht. Den vollständigen Pressebericht können Sie hier einsehen.
Weitere Informationen finden Sie unter www.cisterscapes.eu
Das Stiftland erhält das Europäische Kulturerbesiegel
Auf diesen Moment hatte man Netzwerk cisterscapes schon lange hin gefiebert: Am 17.04.2024 hielt man endlich das begehrte Europäische Kulturerbe-Siegel (EKS) in den Händen. Die jahrelange Arbeit hatte sich ausgezahlt und nun konnten wir mit unseren 16 Projektpartnern aus Deutschland, Österreich, Tschechien, Slowenien und Polen in Antwerpen feiern. Aus dem Stiftland waren dorthin Waldsassens Bür-germeister und IKom-Vorsitzender Bernd Sommer, EKS-Projektmanagerin Martina Zanner (IKom Stiftland) und Harald Hertel (Projektkoordinator Welterbe-Verein) ge-reist. Mit dabei waren außerdem EU-Parlamentarier Christian Doleschal und Land-rat Roland Grillmeier. Unser Projektmaskottchen Berni wollte auch unbedingt mit und gemeinsam mit seinen „Brüdern“ aus den anderen cisterscapes-Klosterlandschaften feiern.
Bevor Bambergs Landrat Johann Kalb und der Projektkoordinatorin des gesamten cisterscapes-Projekts Alexandra Baier das EKS-Siegel überreicht wurde, wurden sechs weitere Siegelträger aus Spanien, den Niederlanden, Belgien, Finnland, Rumänien und Italien ausgezeichnet. Abschließender Höhepunkt der Veranstal-tung war die Ehrung für das Netzwerk cisterscapes.
Ähnlich einer Oscarverleihung wurde nach dem Öffnen eines Briefkuverts der Aus-zuzeichnende aufgerufen. Unter großem Beifall der Anwesenden erfolgte die ei-gentliche Siegelübergabe, an der sich eine kurze Vorstellung unseres Projekts durch den Bamberger Landrat anschloss. Danach wollte jeder den „Kultur-Oscar“ in eigenen Händen halten und viele Fotos wurden gemacht, um diesen überwältigen-den Moment mit möglichst vielen teilen zu können.
Unter den nun über 60 mit dem EKS-Siegel ausgezeichneten Projekten nimmt das cisterscapes-Netzwerk eine besondere Rolle ein. Es ist bis dato das größte transna-tionale Netzwerk, das sich dem umfangreichen, mehrstufigen Bewerbungsprozess gestellt hat, und nun mit dem renommierten Siegel ausgezeichnet worden ist. Es sind 17 Partner aus fünf europäischen Ländern, die es geschafft haben, die Bedeu-tung des zisterziensischen Erbes für die europäische Identität herauszustellen und diese durch öffentlichkeitswirksame Maßnahmen der Bevölkerung zu vermitteln. Um möglichst viele für das Erbe der Zisterzienser zu begeistern, wurde etwa der Kulturfernwanderweg Weg der Zisterzienser initiiert oder auch die App cisterscapes, mit deren Hilfe man digital und in Kombination mit der jeweiligen Klosterland-schaftskarte in 3D die jeweilige Klosterlandschaft erkunden kann.
Zudem ist nun mit dem Netzwerk cisterscapes erstmals ein Projekt in Bayern mit dem EKS-Siegel ausgezeichnet worden. In Bayern liegen neben Waldsassen noch zwei weitere Partner: Ebrach und Kloster Langheim.
Dem Stiftland, der Klosterlandschaft von Waldsassen, fällt innerhalb des Netzwer-kes eine besondere Rolle zu: Unsere Heimat nahe der tschechischen Grenze liegt im Herzen Europas. Umso bedeutender ist für uns der europäische Gedanke der mittelalterlichen Zisterziensermönche. Die einzelnen Zisterzen waren in ihrem Handeln nicht auf den Klosterstandort oder die unmittelbare Umgebung beschränkt, sondern man tauschte sich über große Distanzen hinweg aus und arbeitete bereits damals über bestehende Herrschaftsgrenzen hinweg zusammen. Bei den jährli-chen Generalkapiteln beschäftigte man sich nicht nur mit religiösen Themen, son-dern auch mit neuen landwirtschaftlichen Errungenschaften, wie z.B. Dreifelder-wirtschaft oder handwerklichen und technischen Innovationen, z.B. im Wasserbau. Darin entwickelten sich die Zisterzienser zu Meistern, ebenso im Bauwesen oder Bergbau.
Außerdem gibt es noch heute eine gelebte zisterziensische Klostertradition in Waldsassen. Seit 1864 leben und arbeiten Zisterzienserinnen im Erbe ihrer Vorfah-ren in der Schule, in der Stiftsbibliothek und seit 1998 in den neugegründeten Be-trieben, wie einem modernen Gästehaus und einem Kultur- und Begegnungszent-rum. Zudem engagieren sie sich im Bereich der Umweltbildung und für mit Men-schen mit Handicape.
An dieser Stelle gilt es allen zu danken, die das Netzwerk cisterscapes auf dem Weg zum Europäischen Kulturerbe-Siegel in vielfältiger Weise, insbesondere finanziell, unterstützt haben, so der LEADER-Förderstelle, dem Landkreis und den Kommu-nen der IKom Stiftland. Ohne diese finanzielle Unterstützung wären die zahlreichen Projekte, die maßgeblich zum Erfolg des Netzwerkes beitragen, nicht möglich gewe-sen.
Ein besonderer Dank gebührt dem Bamberger Landrat Johann Kalb, dem dieses Projekt seit vielen Jahren eine Herzensangelegenheit ist.
Wie geht es nun weiter?
Es ist nun zwar das Ziel erreicht, aber das EKS-Siegel ist nicht nur eine Auszeich-nung, sondern bringt auch Verpflichtungen mit sich. Zum einen gilt es Maßnahmen zur Vermittlung und In-Wert-Setzung des zisterziensischen Erbes weiterhin umzu-setzen. In der umfangreichen Bewerbung musste jeder Projektpartner eine Vielzahl Maßnahmen benennen, die der Bevölkerung Zugang zum Wirken der Zisterzien-sermönche verschaffen. Außerdem gilt es, die deren Spuren in der Landschaft zu bewahren bzw. wieder stärker sichtbar zu machen.
Durch viele gemeinsame Aktionen wird die Bindung sowie der Austausch zwischen den einzelnen Klosterlandschaft noch enger werden. Damit wird die europäische Dimension des Projekts noch stärker betont werden.
In Antwerpen wurde informell unter den anwesenden Bürgermeistern und Landrä-ten der Beschluss gefasst, dass man sich als Netzwerk cisterscapes auch um den UNESCO-Welterbe-Titel bemühen will. Potential dafür ist auf jeden Fall vorhanden.
Im Stiftland selbst werden wir nun mit der einen oder anderen Überraschung die Auszeichnung des Europäischen Kulturerbes feiern. Hoffentlich plaudert Berni bei seinen Wanderungen noch nichts aus.
Auf drei Wanderwegen die zisterziensische Kloster- und Kulturlandschaft im Stiftland erleben
Seit 24.09.2022 werden mit der Enthüllung eines sogenannten Einstiegsportals in Waldsassen kulturinteressierten Wanderern drei Touren angeboten, die sie in das noch heute vorhandene zisterziensische Erbe eintauchen lassen. Alle Touren starten in unmittelbarer Nähe der Zisterzienserinnen-Abtei.
So gibt es den etwas mehr als zehn Kilometer langen Klosterlandschaftsweg, der über den Rosenkranzstationsweg auf den Glasberg zur Dreifaltigkeitskirche Kappl führt. Von dort kommt man über die Ortschaft Münchengrün zur Köllergrün, der legendären Gründungsstätte des Klosters. Nach wenigen Kilometern ist man zurück am Ausgangspunkt.
In drei Tagen durchquert man auf der Route „Staade Zeiten“ das Stiftland. Auf der insgesamt rund 55 Kilometer langen Tour wandert man zunächst entlang der Wondreb in die Tirschenreuther Teichpfanne. Die erste Etappe endet in Tirschenreuth. Der dortige Fischhof war das weltliche Verwaltungszentrum des Stiftlands und später auch Sommerresidenz der Mönche. Am folgenden Tag kann man die Ruhe und Stille in den ehemaligen Klosterwälder Richtung Bad Neualbenreuth genießen. Nach Waldsassen zurück führt der Weg am dritten Tag. Unmittelbar nach Start dieser Tagesetappe liegt auf der rechten Seite Schloss Hardeck, ehemals Sommerresidenz der Waldsassener Äbte.
Zu den Ursprüngen des Zisterzienserordens in Cîteaux, gelegen im französischen Burgund, führt der Weg der Zisterzienser. Er verbindet zudem 17 zisterziensische Kloster- und Kulturlandschaften aus fünf europäischen Ländern, die gemeinsam das Europäische Kulturerbe-Siegel anstreben.
Die in Waldsassen startende Teiletappe führt in das 138 Kilometer entfernte Klosterlangheim. Kurz nach dem Start lädt die Dreifaltigkeitskirche Kappl zum Verweilen ein, wenige Kilometer später erreicht man Schloss Fockenfeld, eine ehem. Sommerresidenz der Waldsassener Äbte.
Wer aus dem Osten aus der Zisterzienser-Klosterlandschaft Plasy nach Waldsassen kommt, erfährt mehr über die Teichwirtschaft der Zisterzienser in Tirschenreuth und der Tirschenreuther Teichpfanne.
Die Wanderrouten verlaufen auf bereits bestehenden Wanderwegen. Neu ist aber ein Informationssystem. Das Einstiegsportal in Waldsassen informiert im Allgemeinen über den Orden der Zisterzienser und die Bewerbung um das Europäische Kulturerbe-Siegel, geht aber auch speziell auf die Abtei Waldsassen und ihre Geschichte ein. Sogenannte Erlebnisstationen bei der Dreifaltigkeitskirche Kappl sowie dem Schloss Fockenfeld geben Einblick in die Geschichte dieser Bauwerke.